…Walter Lind, Jahrgang 1953, beginnt sein kreatives Arbeiten nicht nach Abschluss der Ausbildung zum BE-Lehrer für Hauptschulen; er hat übrigens das Fach „Bildnerische Erziehung“ nie unterrichtet, wenn man von seiner Tätigkeit an der Volkshochschule, nämlich das Malen für Kinder, im Keller der Rieger-Hauptschule absieht.
Er beginnt zu malen nach einem sehr schmerzvollen Ereignis: Es ist der Tod seines Sohnes; er malt gleichsam als Therapie und neue Standortbestimmung, für sein ganz privates persönliches Leben, er arbeitet für sich und an sich, die Ereignisse der Öffentlichkeit vorenthaltend. Für Walter Lind ist das ein Weg, der zu bewältigen hilft, dass am HL. Abend des Jahres 1993 sein Sohn eine „neue Heimat gefunden hat“, wie es sein Religionskollege Pater August, damals Mag. August Janisch, Stadtpfarrer von Hartberg, formuliert hat.
 
Walter Lind war also nie Schüler eines großen Künstlers, nie Mitglied einer Künstlervereinigung – er war und ist Autodidakt, aber er war immer ein musischer Mensch, hat er doch seine Musikalität von seiner Mutter geerbt,…
(10 Jahre Sing- und Spielgruppe Hartberg, 25 Jahre Stadtkapelle Hartberg),…
Seit 12 Jahren ist der Direktor der Polytechnischen Schule in Hartberg, seit 6 Jahren stellt er seine Arbeiten aus….
 
Walter Linds Bilder sind voraussetzungslos, d.h. es bedarf für ihn keiner großen Vorstellungswelt, die Inhalte ( ob z.B. imaginäre Landschaften oder gedankliche Impressionen) sind sekundär, seine Bilder entstehen sehr rasch und kraftvoll und sie entwickeln sich im Prozess des Malens. Er ist ein Schnellarbeiter, ohne sich zu entschleunigen; der Intellekt stellt sich gewissermaßen hinten an, wenn überhaupt; nicht die gedanklichen Formen und Strukturen bestimmen das Bild, sondern ausschließlich die Farben, welche die eigentliche kreative Botschaft vermitteln. Die Dynamik resultiert aus einer ihm innewohnenden pulsierenden coloristischen Kraft, welche Bahnen, Bögen und kräftige Linien zueinander fügen oder auch auseinander- fallen lassen und aus einem spontanen freien Einsatz der Farben ( durch Schwarz werden sie verstärkt) ein Gesamtwerk entsteht, das ihn als Gestalter expressiver Kompositionen ausweist.
…Walter Lind verzichtet bewusst auf die Benennung seiner Bilder, für ihn bleibt wichtig der Prozess des Malens, als nachvollziehbarer Erlebnisakt, und für den Betrachter wird der subjektive individuelle Zugang einer Interpretation und einer Wertung dadurch erleichtert….
…Walter Lind arbeitet ausschließlich in Acryl, was viel Farbe bedeutet, die mit Firnis-Lack überzogen, diese noch verstärkt. Dominant und am stärksten im Ausdruck bleibt der rot-gelbe Bildraum, der in Spachteltechnik festgeschrieben wird. Für seine neuen Exponate verwendet er zusätzlich materielle Gestaltungsmittel…“Weinbilder“ (mit Zweigelt, Dornfelder, Sangiovese,…)
…“Besenbilder“ werden von der Technik her geschlagen…
 
Beim ersten Hinsehen seines Aktion-Paintings kommt mir Markus Prachensky, der vor vielen Jahren nach Josef Mikl und vor Wolfgang Holleghar bzw. Arnulf Rainer in diesem Saal ausgestellt hat, in den Sinn; ich möchte damit sagen, wenn dieser auch in einer anderen Liga der Malerei sich befindet, dass Walter Lind, mit einem ähnlich heftigen Duktus, einen Weg geht – Beiläufigkeit und Nur-Dekoratives zurückgelassen -, von dem ich meine, dass er erfolgreich weitergeführt wird….
 
(Auszug aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung in der Bezirkshauptmannschaft Hartberg von
HR Mag. Manfred Schlögl, Bürgermeister von Hartberg a.D., Dezember 2005)